Hier findet ihr mal wieder einen neuen Einblick in meinen Alltag hier in Mali:
Vergangene Woche hatte es ein Treffen mit dem Bürgermeister und einigen Dorfvertretern aus der Kommune gegeben, in der wir nun auch im landwirtschaftlichen Bereich starten. Das ist der Startschuss für Besuche in den verschiedenen Dörfern, um deren Lage zu verstehen. Damit trotz gewisser Respekt-Hierachien möglichst viele zu Wort kommen können, werden wir dabei Männer, Frauen und Jugendliche/ junge Erwachsene getrennt befragen.
Vergangenen Freitag war eine Zusammenkunft mit dem ersten Dorf Namens Koni geplant. Um rechtzeitig los zu kommen, habe ich dafür die Abschlussveranstaltung des Gemeindemusiker-Camps am Vortag der auf den Festtag der Unabhängigkeit Malis viel, etwas früher verlassen. Um 5:40 Uhr klingelte dann der Wecker und nach ein paar Dehnübungen für meinen Rücken, der drei Stunden Offroad-Piste vor sich hatte, ging es dann los meine Mitarbeiter einsammeln. Meine Kollegin sollte heute die Befragung anleiten. Unser Fahrer hatte allerdings von einem Vortagsregen gehört und so erkundigten wir uns erst einmal dort vor Ort ob die Furten passierbar waren. Der geplante Umzug meiner Kollegin in die Kommune war so ins Wasser gefallen. Nach ein paar ermutigenden Worten an meine entmutigte Kollegin habe ich dann unseren Fahrer abgeschleppt, dessen Wagen eine Panne hatte und das Motorrad meiner Kollegin auf meiner Ladefläche betankt.Mit diesem gemischten Gespann unterwegs kam mir ein gepanzertes Fahrzeug der Bundeswehr entgegen – Deutsche sind offensichtlich in unterschiedlichen Missionen in Mali unterwegs. Das Image des deutschen Militärs hat in Mali gelitten als die Verteidigungsministerin die Freilassung von Militärs aus der Elfenbeinküste gefordert hatte, die aufgrund bürokratischer Fragen festgesetzt worden waren. In meinen Alltagsbegegnungen nehme ich aber war, das Deutsche weiterhin gern gesehen sind in Mali. Da der Tag schon angebrochen war, entschied ich mich mal ins Krankenhaus zu gehen für einen Malaria-Test, es ist gerade Malaria-Saison. Dort freuten sich gleich drei junge Mediziner über meine medizinische Bambara-Premiere. Irgendwie habe ich es dann doch noch aus dem Behandlungszimmer geschafft ohne gleich mit einer Malierin verheiratet zu werden. Im Wartebereich des Labors hatte ich dann Zeit mit einer Mutter darüber zu Reden, dass der Koran mit Wahrheitsanspruch auf Jesus verweist. Dann musste ich mich schnell auf Französisch drum kümmern, kein Opfer von Korruption zu werden, ein bisschen Englisch im Labor, ein bisschen Deutsch bei der Diagnose und Zack-da hatte ich auch schon meinen negativen Malaria-Befund. Das Fahrrad war leider platt – kein Wunder bei dem vielen Müll hier auf den Straßen. Drum bin ich zu Fusß zur Apotheke gelaufen- Anfängerfehler. Es war Freitagmittag und außer sengender Mittagssonne gab es nicht viel zu kaufen zur Zeit des muslimischen Freitagsgebets. Ein bisschen leckeren Gewürzreis mit einer Extraportion gebratenen Fisch habe ich aber dann doch bekommen. Gerade ist auch Wassermelonenzeit, lecker.
Seit dem letzten Update hatte ich mich umgehört, was verschiedene Leute hier zum Thema WG mit jungen Christen denken. Ich wurde davor gewarnt, die jungen Leute nicht aus der sozialen Interpendenz ihrer Familien zu reißen, die in Beziehungskulturen ja sehr wichtig sind. Im vergangenen Monat hat sich eine andere praktische Möglichkeit ergeben, ins Gespräch zu kommen, gemeinsam Sport zu machen und Gott zu loben: Wenn keine Arbeitstreffen waren und mein Sprachlernpate verhindert war habe ich an verschiedenen Camps teilgenommen und so aus der Evangelikalen Allianz hier mit einigen Pastorenkinder, Junge Erwachsene und Musikbegeisterten Zeit verbringen dürfen.
(Jugendkongress)
Mit meinem Bambara bin ich gerade an einem Interessanten Punkt: Ich kann mich im Alltag verständigen aber wenn ich etwas erklären möchte ist es noch notwendig, dass mein Bambara in ein Alltags-Bambara simultan übersetzt wird. Ich hoffe, dass häufigere Begegnungen in den Projektdörfern in der kommenden Zeit mich bei diesem Prozess weiterbringen werden.
Dass innerhalb eines-Freundesbriefquartals eine Sicherheitswarnung erhoben und wieder beigelegt wurde, ist ein Wunder: so etwas braucht normalerweise mehr Zeit.
In den ersten Etappen der Zusammenarbeit mit dem Dörfern waren wir sehr auf den Bürgermeister geworfen, einen kompetenten Mann der meine motivierte Kollegin aber öfter hat warten lassen. Auch ich war zwischenzeitlich recht entmutigt von dieser Form der Interpendenz mit immer wieder neuen Faktoren, die den Arbeitsbeginn herausgezögert haben. Jetzt sind wir froh mit den direkten Befragungen von Interessensgruppen näher an der Bevölkerung zu arbeiten.
(Meine Kollegin in einem Dorf mit einer Gruppe von Familienchefs)
Ansonsten läuft auch gerade ein Nahrungsmittelhilfe-Projekt an, um die kritischen Monate bis zur nächsten Ernte Ende des Jahres aufgrund der schlechten Vorjahresernten zu überbrücken.
Ich bin gespannt was der kommende Monat bringen wird.Liebe Grüße,