mitten im Dorf steht eine runde Hütte mit Grasdach, der Amtssitz des Dorfchefs, sein Familienname ist Traore. Draußen ist es heiß und die Sonne prallt auf die Agraringenieurin und mich herab. Nachdem wir unsere Schuhe ausgezogen haben, geht es geduckt in den kühlen Schatten der Hütte, in der zahlreiche traditionelle Instrumente hängen. In zerschlissene Umhänge gekleidet sitzen ehrwürdige Familienchefs darunter im Kreis auf Kuhfellen, Säcken und Plastikmatten.
Es wird sich viel Zeit genommen für ehrfurchtsvolles Grüßen und wir werden reichlich mit Segenswünschen auf Bambara bedacht. Wir stellen uns vor, sagen, was unser Anliegen als Teil der Hilfsorganisation ist und lassen die Menschen ihre Situation beschreiben. Probleme werden notiert und wir ermutigen die Leute vor Ort zu sagen, was sie zur Verbesserung der Lagebeitragen können und welche positiven Veränderungen es mit sich bringen kann, aktiv zu werden.
Danach setzen wir uns zum Mittagessen aus einer gemeinsamen Schüssel unter einen Baum voller Vögel. Nachmittags treffen wir noch eine Frauengruppe, dann packen wir unsere Sachen und fahren nach Hause.
Meine Kollegin hat viel zu erzählen auf der Rückfahrt: Insgesamt sieben Dörfer hat sie – mal mit mir mal ohne mich – besucht und die Einzigartigkeit jeder Gemeinschaft kennenlernen können. In manchen Dörfern gibt es fast keinen Handyempfang, dort wurden die verschiedenen Gruppen mitbestimmten Trommelrhythmen herbeigerufen. In einem Dorf wollte der blinde Dorfchef ihr Zaubermedizin andrehen. Einmal hat ein Dieb in dem Hof, indem sie übernachtet hat, herumgeschnüffelt. Auf einer Motorradfahrt in ein anderes Dorf gab es eine lange Matschpartie. Wie froh war sie da, dass der Bürgermeister einen kräftigen Fahrer zur Verfügung gestellt hatte.
Als Allianz-Mission ist es unser Ziel, uns in Menschen zu investieren. Für mich hieß das konkret, mich in die neue Kollegin zu investieren, die fachlich fit ist, aber vorher noch nicht in eineminternationalen Team gearbeitet hat. Gemeinsam haben wir entlang der ersten Projektetappen allerlei Herausforderungen wie beispielsweise widrigen Umständen bei den Dorfbesuchen überwunden.
Sie hat eine Kämpfer-Mentalität: Ihre Entscheidung während der Schulzeit für Jesus hat viel Widerstand in ihrer Familie hervorgerufen. Auch im Dorfkontext hat sie sich nicht kleinkriegen lassen und so einigen Stereotypen getrotzt.
Nun ist sie von einem parastaatlichen Landwirtschaftsserviceabgeworben worden. Eine unbefristete Anstellung so kurz nach dem Studium ist ein Segen in den unsicheren Zeiten, die Mali durchmacht. Möge sie ein Licht sein an ihrem neuen Arbeitsplatz, wo es viel zu tun gibt, wie sie berichtet.
Ein weiterer Verlust ist der Tod von dem Krankenpfleger unserer Hilfsorganisation, der auch in der Kommune aktiv war. Seine Herzbeschwerden haben ihn eingeholt und er hinterlässt seine Frau und fünf Söhne zwischen fünf und fünfzehn Jahren.
Eine Lageanalyse hat ergeben, dass ich mich neu aufstellen muss bezüglich meiner Arbeit. Es acht sinn, sich etwas breiter aufzustellen: Neue Partner zu prüfen, wie eine Initiative zum Thema Landwirtschaft und Jüngerschaft, die in Mali Wurzeln schlägt, und an einigen Punkten nachzubessern.
Neulich bin ich in Segou bei meinem alten Supervisor gewesen. Es war ein herzliches Wiedersehen und Zurückblicken auf Zeiten, in denen es gelungen ist, zahlreichen Widerständen zu überwinden.
Und ich bin begeistert, dass mein malischer Hauskreis ein Straßenfestnach Weihnachten initiiert – ein Gemeinschaftszeichen in schwierigen Zeiten.